Daniel Glattauer: Die spürst du nicht
Die gut situierten österreichischen Familien, die Strobl-Marineks – er Wissenschaftler, sie Nationalratsabgeordnete der Grünen, die Binders – er bekannter Biowinzer, sie - in Kultur und Vermarktung tätig, haben sich diesen Urlaubsort im Paradies der wohlsituierten Individualtouristen ausgesucht. Sie können dem Flüchtlingskind damit auch das Schöne und Gute der westlichen Welt vorführen.
Schon am ersten Abend geschieht das Schreckliche: Aayana ist nicht zum Abendessen erschienen und bei der Suche, an der sich alle beteiligen, findet man das Mädchen ertrunken im finsteren Pool. Wiederbelebungsversuche haben nur kurzen Erfolg, sie stirbt im Spital.
Der Urlaub wird abgebrochen und im Laufe der folgenden Tage und Wochen treten schwelende Beziehungsprobleme der Familien an die Oberfläche. Das Leid der Familie des toten Mädchens wird von ihnen aber gar nicht erfragt.
Ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Er wird zum Sittenbild einer privilegierten Gesellschaft, die Hintergründe und Probleme der Geflüchteten werden aufgezeigt und man wird zum Nachdenken angeregt.
Meiner Meinung nach ist auch die Schreibart unglaublich interessant. Man bekommt das Gefühl, das Geschehen in einer Art „Aussenbetrachtung“ mitzuerleben.
Tessa Mittelstaedt, die man aus vielen Rollen in TV Filmen und diversen Hörbüchern kennt, liest angenehm klar und deutlich, sehr akzentuiert, variiert die Stimmen der einzelnen Personen nur leicht aber klar erkennbar. Steffen Groth ist ebenfalls ein erfahrener Hörbuchsprecher und aus dem TV bekannt. Auch er ist ein grandioser Sprecher.
Christa Wiener-Pucher