Melissa Da Costa: Apfeltage
Armande fällt in ein „Tal der Tränen“, nimmt sich unbezahlten Urlaub und zieht sich vollkommen aus der Stadt zurück. Sie mietet ein altes Haus, das seit dem Tod der früheren Bewohnerin seit 3 Jahren in der Auvergne „mitten im Nirgendwo“ leer steht. Bei geschlossenen Fensterläden und damit fast vollkommener Finsternis verbringt sie ihre Zeit trauernd, verzweifelt und schlaflos fast nur im Bett. Julie, die Tochter der verstorbenen Madame Hugues, die noch Dokumente und Erinnerungen an ihre Mutter holen kommt, trägt zu ihrer ganz langsamen Öffnung zum Leben bei. Armande findet in verbliebenen Unterlagen Kalender mit handschriftlichen täglichen Eintragungen über Kochrezepte und Schritt für Schritt - Anweisungen über Gartenarbeiten. Eine kränkliche Katze sucht bei ihr im Haus Unterschlupf und durch damit verbundenen täglichen Pflichten wendet sie sich wieder ein wenig dem Leben zu. Das Haus wird mit der Zeit für sie zum eigenen Universum, das sie sich nach ihren Bedürfnissen gestaltet hat.
Die Arbeit im verwilderten Garten gibt ihr eine gewisse „Erdung“ und beginnt ihr auch Freude zu bereiten. Madame Hugues selbst hatte sich mit den täglichen Eintragungen einen Halt gegeben und einer Aufgabe nach dem Tod ihres Mannes gestellt. So helfen diese Erfahrungen Armande bei der Bewältigung ihres eigenen großen Kummers.
Ein unglaublich feinfühliges Hörbuch das von der deutschen Schauspielerin Luise Helm, bekannt auch als Synchronsprecherin von Megan Fox und Scarlett Johannson, großartig mit feiner Betonung in Ich-Form vorgelesen wird. Man bekommt fast das Gefühl, dass sie uns Hörerinnen und Hörer ihre eigene Geschichte erzählt.
Christa Wiener-Pucher